Brauchst du als Wissenschaftler*in eine ORCID ID (Open Researcher and Contributor ID)? Was bringt dir ein Google-Scholar-Profil für deine akademische Karriere? Kurz gesagt: Wie funktioniert Selbstmarketing mit ORCID und Google Scholar?
Wenn du dir diese Fragen stellst, findest du in diesem Blogartikel kurze, knackige Erklärungen dazu,
- was eine ORCID ID ist und wozu du sie brauchst,
- wozu Google Scholar gut ist und wie du dein eigenes Profil erstellst,
- sowie meine persönliche Einschätzung dazu, wie du beides für dein wissenschaftliches Selbstmarketing am besten nutzt.
Also, lass uns gleich loslegen und als erstes einen Blick auf die lebenslange Wissenschaftler*innen-Nummer werfen.
Was ist ORCID?
ORCID ist die Abkürzung für Open Researcher and Contributor ID. Obwohl es doppelt gemoppelt ist, von der ORCID ID zu sprechen, hat es sich etabliert und ich behalte das ebenfalls in diesem Blogartikel so bei.
Es handelt sich um einen alphanumerischen Code, der dich als Wissenschaftler*in eindeutig identifizierbar und auffindbar machen soll. Unabhängig von Namensvarianten, Namenswechseln (durch Heirat) oder unterschiedlichen (internationalen) Schreibweisen.
Die 16 Zahlen sind in vier Blöcke unterteilt und durch Bindestriche voneinander getrennt, also z.B. 0000-0012-3456-1234. Deine ORCID ID kannst du ein Leben lang nutzen, denn sie ist unabhängig von Arbeitgebern und Forschungseinrichtungen.
ORCID existiert weltweit. Seit 2012 können sich Wissenschaftler*innen registrieren. Im Moment (Stand: 29.11.2022) existieren laut Statistik-Website von ORCID 15,5 Mio. Live ORCID IDs.
Wozu brauchst du eine ORCID ID?
Kurz gesagt brauchst du eine ORCID ID, um dir und den Verlagen das Leben leichter zu machen.
Deine Publikationen sind dir eindeutig zugeordnet. 37 verschiedene Publikationstypen (Bücher, Buchkapitel, Dissertationen, Poster, Konferenzbeiträge, etc.) können in deinem Profil hinterlegt werden.
Du kannst Publikationen selbstständig eintragen. Oder (und hier kommen wir zum Punkt, der dir das Leben leichter macht) deine Publikationsliste wird automatisch aktualisiert. Das minimiert den Verwaltungsaufwand für dich.
Voraussetzung dafür ist, dass du trusted parties wie Scopus, CrossRef und DataCite die automatische Aktualisierung erlaubst.
Viele Verlage verlangen bereits bei der Einreichung von Manuskripten die Angabe deiner ORCID ID.
In Deutschland engagiert sich das ORCID Deutschland Konsortium (DFG-Projekt) für die Implementierung von ORCID an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Laut Website gibt es aktuell 213.000 registrierte IDs in Deutschland. 84 Forschungseinrichtungen sind zurzeit Mitglied des Konsortiums. Darunter die Charité Berlin und die WWU Münster.
So nutzt du ORCID für dein wissenschaftliches Selbstmarketing
ORCID bietet dir die Möglichkeit, deine Publikationen online zu präsentieren, auch wenn du keine eigene Website hast. Und selbst wenn du eine Website hast, kannst du auf dein ORCID-Profil verlinken. Dort wird die Liste (teilweise) automatisch aktuell gehalten.
Das macht Eindruck und wirkt professionell. Immer mehr Wissenschaftler*innen und Forschungseinrichtungen nutzen ORCID. Sie schätzen daher deine ORCID-Seite als digitale Anlaufstelle, um einen Überblick über deine Publikationen zu bekommen.
Dabei bist du international sichtbar und auffindbar.
Interessant ist ORCID vor allem für CV-Wissenschaftler*innen und Akademische Networker*innen, denen es um das “online gefunden werden” und die Präsentation ihres akademischen Werdegangs geht.
Wozu Google Scholar da ist
Google Scholar ist eine akademische Suchmaschine, parallel zum “normalen” Google. Wissenschaftler*innen, Studierende und ähnliche Zielgruppen können mit Google Scholar gezielt wissenschaftliche Dokumente und Quellen recherchieren.
Die Suchergebnisse verweisen vorrangig auf Zeitschriftenartikel, aber auch auf Bücher, technische Berichte, Seminararbeiten, Präsentationen, Konferenzvorträge, Abstracts und Preprints. Nicht wenige Quellen sind frei zugänglich und im Volltext verfügbar. Andere führen zu kostenpflichtigen Angeboten von Verlagen und Fachgesellschaften.
Wenn du Google Scholar von einem Hochschul-Rechner aus nutzt oder einen VPN-Zugang hast, kannst du von Google Scholar aus sogar auf die Artikel der elektronischen Zeitschriften deiner Hochschul-Bibliothek zugreifen.
Das Ranking der Suchergebnisse basiert wie beim normalen Google auf Algorithmen. Die Relevanz wird also nicht von Expert*innen beurteilt, sondern anhand bestimmter Google-Scholar-Kriterien.
Dazu zählen
- Verfügbarkeit des Volltextes
- Quelle
- Häufigkeit der Zitationen
- Publikationsdatum
Eine Tatsache, die nicht selten für entsprechende Kritik sorgt.
So erstellst du dein Google-Scholar-Profil
Jetzt hast du einen groben Überblick, welche Informationen Google Scholar anzeigt. Die logische Frage ist, warum du ein eigenes Google-Scholar-Profil haben solltest.
Die kurze Antwort: mit einem Google-Scholar-Profil kannst du die Suchmaschine mit Daten zu deinen Publikationen füttern. Veröffentlichungen ergänzen. Metadaten korrigieren. (Vieles wird schon automatisch ausgelesen, aber eben nicht alles korrekt.)
Nicht zu vergessen: mit einem öffentlichen Google-Scholar-Profil kannst du deine Sichtbarkeit erhöhen.
Achja und du kannst mit deinem Profil verfolgen, wer dich wo zitiert und bekommst bei Interesse eine E-Mail-Benachrichtigung darüber.
Eine kurze Anleitung
Ein Google-Scholar-Profil kannst du leicht erstellen, wenn du einen Google-Account besitzt. Also solltest du entweder bereits in deinen bestehenden Google-Account eingeloggt sein oder dir einen neuen Account anlegen.
Anschließend rufst du Google Scholar auf und kannst unter “Mein Profil” deine akademische Zugehörigkeit und deine Interessengebiete ergänzen.
Das Feld “Interessengebiete” ist laut dieses Blogartikels von Prof. Peter Baumgartner besonders wichtig. Hier solltest du die richtigen Schlagwörter (Deutsch und Englisch) eingeben, die dein Forschungsthema beschreiben. So kann Google Scholar erste Artikel zu deinem Profil zuordnen.
Das Feld “Interessengebiete” ist laut dieses Blogartikels von Prof. Peter Baumgartner besonders wichtig. Hier solltest du die richtigen Schlagwörter (Deutsch und Englisch) eingeben, die dein Forschungsthema beschreiben. So kann Google Scholar erste Artikel zu deinem Profil zuordnen.
Die Anleitung von Prof. Baumgartner ist bereits von 2014 und daher in den Details vermutlich nicht mehr ganz zutreffend. Aber das Prinzip ist ähnlich geblieben.
Im zweiten Schritt geht es um die Zuordnung deiner Artikel zu deinem Profil. Im dritten Schritt kannst du noch ein paar abschließende Einstellungen vornehmen.
Welche Bedeutung hat Google Scholar für dein Selbstmarketing?
Ich gehe davon aus, dass Google Scholar momentan bekannter ist als ORCID. Insbesondere bei Nicht-Wissenschaftlerinnen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Fachjournalist*innen auf der Suche nach Expert*innen Google Scholar nutzen.
Ein gut gepflegtes Google-Scholar-Profil könnte dir daher mehr Sichtbarkeit innerhalb der akademisch interessierten Öffentlichkeit bringen.
Für dein Selbstmarketing mag es auch nicht unerheblich sein, falsche Zuordnungen zu korrigieren oder fehlende Angaben zur korrekten Zitation deiner Artikel zu ergänzen. Denn Google Scholar wird ohne Zweifel viel genutzt.
Du hast sogar die Möglichkeit, durch gezielte akademische Suchmaschinenoptimierung (Academic Search Engine Optimization – kurz: ASEO) deine Artikel noch besser auffindbar zu machen. Aber das ist ein Thema für einen eigenen Blogartikel.
Alles in allem würde ich dir als Wissenschaftler*in sowohl eine ORCID ID als auch ein Google-Scholar-Profil empfehlen. Einmal eingerichtet hält sich der Pflegeaufwand in Grenzen.
Anders als bei Social-Media-Kanälen musst du hier nicht täglich oder wöchentlich zusätzlichen Content erstellen. Beide Plattformen sind dazu da, deinen wissenschaftlichen Werdegang und den damit verbundenen wissenschaftlichen Output zu dokumentieren und zugänglich zu machen.
Verrate mir doch gerne in den Kommentaren, ob du Selbstmarketing mit ORCID und Google Scholar machst und welche Vorteile sich für dich daraus ergeben.