Zwei der häufigsten Fragen, die mir Wissenschaftler*innen stellen, wenn es um das Thema Bloggen geht, lauten: Woher bekomme ich Bilder für Blogposts? Und braucht wirklich jeder Beitrag ein Foto?
Ich weiß, wie schwierig es ist, an Bilder für wissenschaftliche Blogartikel zu kommen. Und je nach dem, in welchem Wissenschaftsgebiet du unterwegs bist, kann das noch komplizierter sein als es ohnehin schon ist.
Als Naturwissenschaftler*in hast du (zumindest theoretisch) immer etwas zu zeigen. Reagenzgläser, Petrischalen, Gesteinsproben, anatomische Modelle, Tiere, Pflanzen oder dich selbst im Laborkittel. Als Geisteswissenschaftler*innen arbeitest du mit Worten und Büchern.
Hast du deshalb das größere Visualisierungsproblem?
Und woher sollen die Bilder kommen? Aus kostenlosen oder kostenpflichtigen Bilddatenbanken? Alternativ selbst zur Kamera zu greifen stellt dich vermutlich (wie viele Andere) vor eine schier unlösbare Aufgabe.
Blogbeitrag ohne Bild – geht das?
Ich kann daher verstehen, dass nicht selten der Gedanke aufkommt, einen Blogbeitrag ohne Bild zu veröffentlichen. Schließlich ist der Inhalt doch wichtiger als das Foto oder? Meine Antwortet lautet jein. Ich möchte dir ein paar Gründe für die Relevanz von Bildern liefern.
- Das Vorschaubild deines Blogbeitrags sorgt für mehr Aufmerksamkeit bei Twitter und Facebook als ein bloßer Text-Link.
- Das Bild unterstützt das Thema und die Aussage deines Blogartikels.
- Wenn du im Bild die Überschrift deines Blogposts unterbringst, erfassen deine Leser*innen das Thema leichter.
- Blogbilder tauchen an vielen Stellen immer wieder auf: zum Beispiel in der Sidebar unter “Neueste Beiträge” oder im Footer deiner Website.
“Blogbilder sind suchmaschinenrelevant.”
- Blogbeiträge mit Bildern werden besser gerankt. Außerdem solltest du das Keyword des Artikels im Namen der Bilddatei unterbringen.
- Motive, Farben und Bildsprache deiner Blogbilder erzeugen einen Wiedererkennungseffekt deiner Artikel schon auf den ersten Blick.
- Die Bilder deiner Blogartikel verraten etwas über dich, deinen Stil und deine Art, die Welt wahrzunehmen.
- Deine Blogbilder sprechen eine bestimmte Zielgruppe an. Je nachdem wie verspielt, seriös oder unkonventionell sie sind.
- Blogartikel mit Bildern werden auch von anderen lieber geteilt als Blogartikel ohne Bilder, da sie im Feed besser aussehen und mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Wie viele Bilder braucht ein Blogbeitrag?
Vielleicht rollst du bei der Frage gerade mit den Augen. Und sagst innerlich, “ich dachte, eins reicht!” Sagen wir mal so, das wichtigste Bild eines Blogartikels ist das Beitragsbild. Das ist das Bild, das als Vorschaubild in den Social-Media-Kanälen anzeigt wird.
Es ist aus den oben genannten Gründen aus meiner Sicht unerlässlich. Ein optisch ansprechender Blogartikel hat häufig weitere Bilder, die den Text visuell untermalen und strukturieren. Bilder lockern auf und helfen deinen Leser*innen als optische Anker dabei, sich auf der Seite, die sie gerade lesen, zurechtzufinden.
Ein Muss sind sie aus meiner Sicht aber trotzdem nicht. Also kein Bilderzwang! Lieber nur ein gutes Bild als drei oder vier mittelmäßige.
Als “Bilder” gehen auch ein eingebetteter Tweet von Twitter oder eine Infografik durch.
Infografiken kannst du mit dem Online-Programm Canva leicht selbst designen. Die Grafik hier auf der linken Seite habe ich für meinen Blogartikel “Wissenschaftliche Blogportale: Diese drei solltest du kennen” erstellt.
Es gibt unzählige Vorlagen auf der Plattform, die du an deine Bildsprache anpassen kannst. Ich verwende Canva auch, um mein Beitragsbild (also das Hauptbild meines Blogartikels) mit meiner Blogartikelüberschrift zu versehen.
Das passende Bild auswählen – wie abstrakt darf es sein?
Egal ob Datenbankbild oder selbst geschossenes Foto – wie exakt muss ein Beitragsbild das abbilden, was im Text angesprochen wird? Als Blogging-Anfängerin dachte ich: zu 100 Prozent! Macht ja sonst keinen Sinn.
Das hat mich so einige Male in eine regelrechte Zwickmühle gebracht. Wie visualisiert man Themen wie “5 Gründe für digitales Selbstmarketing in der Wissenschaft” oder “Wie du dich online in der Wissenschaft positionieren kannst”?
Ich bemühte die Google-Bildersuche und tippte Begriffe ein wie “Selbstmarketing”, “Wissenschaft” und “Positionierung”. Aber fand keine Inspiration.
“Bilder dürfen das Blogthema abstrakt oder assoziativ wiedergeben.”
Für mich bestand die Lösung darin, abstrakter zu denken. Meine Artikel drehen sich hauptsächlich ums Bloggen und Twittern. Auch wenn immer wieder Motive wie Laptop, Hände auf Tastatur und der Twittervogel in Abwandlungen auftauchen, erschöpfen sich diese Symbole irgendwann.
Daher gibt es zwischendrin immer wieder auch Bilder von mir (am Laptop, am Handy, im Büro). Das verleiht dem Artikel eine persönliche Note. Übertreiben sollte man es damit nicht. Es könnte sonst zu selbstdarstellerisch wahrgenommen werden.
Bilder für wissenschaftliche Blogartikel: Best-Practice-Beispiele von Wissenschaftsblogger*innen
Wie lösen Wissenschaftsblogger*innen aber jetzt konkret das Bilderproblem? Wie nah sind ihre Beitragsbilder am Thema dran? Welche kreativen “Um-die-Ecke-denken-Ideen” haben sie? Das möchte ich dir anhand von ein paar Beispielen zeigen.
Der Blog [di.tsvi.bl] von Lisa Dücker und Eleonore Schmitt ist ein Blog über Sprache. Wie verändert sich Sprache? Woher kommen bestimmte Wörter und Redewendungen?
Wie visualisiert man so ein Thema? Auf ihrem Blog haben sich die Autorinnen dafür entschieden, aus einzelnen Buchstaben Wörter zu legen. Und diese dann in einer Art Flatlay von oben zu fotografieren. Dieses Vorgehen wiederholen sie für jeden Artikel. Simpel und mit hohem Wiedererkennungseffekt.
Auf “Lebe lieber literarisch” verwendet Mareike Schumacher oft Naturfotos (als Hintergrund), die sie mit Grafiken passend zum Artikelthema ergänzt. Diese Grafiken haben immer dasselbe Farbschema: gelb und lila, manchmal rosa.
Der Blog richtet sich an Literaturwissenschaftler*innen und verbindet die Themen geisteswissenschaftliches Bloggen und Literaturwissenschaft. Mareikes Blogposts fallen mir – insbesondere bei Twitter – aufgrund des hohen Wiedererkennungseffekts immer sofort ins Auge.
“Finde deinen persönlichen Stil, Blogbilder zu erstellen und einzusetzen.”
Auf dem Blog von Meeresforscherin Mirjam Glessmer geht es um Ozeanographie, Meeresströmungen und Wellen. Ihre Experimente führt sie mit Bordmitteln durch, die wir alle zu Hause haben. Und nennt das ganze Küchenozeanographie.
Die Bilder für ihren Blog fotografiert Mirjam selbst. Motive sind das Meer, Wellenmuster oder Experimente aus ihrer Küche. Authentisch und ohne weiteren Schnickschnack.
Stina ist Doktorandin der Neurowissenschaften. Für ihren Blog nimmt sie Fotos von sich selbst und ergänzt diese mit wissenschaftlichen Grafiken, Zeichnungen und Bildern. Der hinzugefügte Text oder die Grafiken sind häufig schlicht weiß gehalten. Damit passen sie sich gut ins Originalfoto ein.[
Den Bilderstil behält Stina auch auf Instagram und Twitter bei. Mir gefällt die Mischung aus Persönlichkeit und minimalistischem Design.
Auf dem Blog “Mikrobenzirkus” von Susanne Thiele geht es um Mikrobiome, Hygiene im Alltag, Fermentation und DIY Rezepte. Genau an dieser Schnittstelle von Wissenschaft und Alltag entstehen die Blogbilder von Susanne.
Die Bilder erinnern an professionelle Food-Fotografie ohne Hochglanz-Attitüde. Auf dem Blog finden sich hier und da auch Fotos aus Bilddatenbanken (z. B. zum Coronavirus) oder Schnappschüsse aus dem Homeoffice. Man muss sich also nicht auf eine Sache festlegen.
Im zweiten Teil der Mini-Artikelserie “Bilder für wissenschaftliche Blogartikel” geht es um CC-Lizenzen, Bilddatenbanken, Fotos selber machen und die ideale Größe von Beitragsbildern.
Wenn du Fragen oder Tipps zu Blogartikelbildern hast, hinterlasse mir gerne einen Kommentar!