Wo soll ich aktiv werden? Was ist das richtige soziale Netzwerk als Wissenschaftler:in für mich?[
Hast du dich das auch schon mehr als einmal gefragt?
Dann lass uns das gemeinsam herausfinden! Im folgenden Artikel erfährst du, warum du mit nur einem sozialen Netzwerk starten solltest. Und wie du dir ganz sicher sein kannst, dass du das richtige ausgewählt hast.
1. Was willst du?
Die erste Frage, die du dir stellen kannst, ist auch gleich die schwierigste. Allerdings kommst du an ihr nicht vorbei. Also lass uns das mal aufdröseln…
Das richtige soziale Netzwerk für dich als Wissenschaftler:in hängt von deinem Ziel ab, das du mit digitaler Wissenschaftskommunikation und Online-Sichtbarkeit erreichen willst.
Damit meine ich in erster Linie dein berufliches Ziel. Aber nicht nur. Wir alle sind ja nicht nur unser Beruf. Wir haben Träume und Pläne, die uns als ganze Person ausmachen.
Zwei Übungen, um deinem Ziel näher zu kommen
Es gibt zwei tolle Übungen, die du nutzen kannst, um Klarheit über dein Ziel und deine Lebenspläne zu gewinnen. Ich habe sie selbst schon ausprobiert. Und sie haben mir geholfen, mich meinen Wünschen und Bedürfnissen anzunähern.
Allerdings darfst du deine Erwartungen nicht zu hoch stecken. Wahrscheinlich fallen dir sprichwörtlich nicht alle Schuppen von den Augen und du weißt plötzlich zu 100 Prozent, was du vom Leben möchtest. Aber auch wenn es nur ein paar wenige Schüppchen sind, kann es dir dabei helfen, schon etwas klarer zu sehen.
Die eine Übung heißt “Dein perfekter Tag”. Nimm dir ein weißes Blatt Papier und einen Stift. Dann fang aufzuschreiben, wie dein perfekter Tag aussieht. Keine Urlaubsversion, sondern ein Tag in deinem Leben in seiner besten Version.
Beschreib den Tag von Anfang bis Ende im Detail. Schreib auch Dinge auf, die dir zunächst “unrealistisch” erscheinen. Du kannst folgende Fragen zu Hilfe nehmen:
- Wo wachst du auf? Was siehst du?
- Wie fühlst du dich?
- Wie beginnst du deinen Tag? Mit einer Tasse Tee? Sport?
- Welchen Aktivitäten gehst du nach? Wie viel Zeit verbringst du mit ihnen?
- Was ist der Höhepunkt deines Tages?
- Welche Menschen triffst du an deinem perfekten Tag?
- Was isst du?
- Wie lässt du den Tag ausklingen?
Eine ausführliche Anleitung für diese Übung findest du auf dem Blog Eat – Train – Love. Bei der Übung geht es nicht so sehr darum, den Tag genauso umzusetzen. Viel eher geht es darum, deine Wünsche offenzulegen und kleine Schritte in diese Richtung zu entwickeln.
Ein ähnliches Ziel hat die “Schaukelstuhl-Methode”. Dabei schaust du dir dein Leben im Rückblick an (stell dir vor, du sitzt in hohem Alter auf deiner Veranda im Schaukelstuhl).
Stell dir die Frage, was du in deinem Leben erreicht haben möchtest. Welche Ziele möchtest du umgesetzt haben? Welche Spuren willst du hinterlassen haben?
“Was ist dein größeres Ziel?”
Denk an einzelne Lebensbereiche (deine persönliche Entwicklung, Familie, Beruf, Gesellschaft). Vielleicht hilft dir eine Mindmap dabei. Du veränderst den Blickwinkel, weil du sämtliche Restriktionen (Zeit, Geld, Wissen) außen vor lassen kannst. Das befreit dein Denken und offenbart deine größeren Ziele.
Vielleicht denkst du auch, die Übungen sind etwas hoch gegriffen. Schließlich geht es nur um das richtige soziale Netzwerk für dich als Wissenschaftler:in. Aber da die Präsenz in den sozialen Medien Arbeit bedeutet, hältst du das nur durch, wenn du weißt warum und wofür.
Vielleicht möchtest du auf ein Leben zurückblicken, in dem du Kinder für Molekularbiologie begeistert hast. Oder in dem du Professor:in in Harvard warst. Oder in dem du als Wissenschaftsjournalist:in Brücken zwischen Öffentlichkeit und Forschung gebaut hast.
Für all diese Ziele können unterschiedliche Social-Media-Kanäle sinnvoll sein.
2. Wen willst du erreichen?
Der vorletzte Absatz leitet uns perfekt zur nächsten Frage. Wer ist deine Zielgruppe? Mit wem möchtest du über die sozialen Medien in Kontakt kommen?[
Mit allen? Der Öffentlichkeit? Ich verstehe das Bedürfnis, niemanden auszuschließen. Aber “alle” und “die Öffentlichkeit” sind keine Zielgruppe. Es gibt keine Kommunikation, die alle erreicht.
Achtzehnjährige Abiturient:innen musst du anders ansprechen als deine promovierten Fachkolleg:innen. Die sind übrigens auch (in der Masse) nicht auf dem gleichen Kanal unterwegs. Funktioniert also gleich doppelt nicht.
Trotzdem heißt es nicht, dass wenn du auf TikTok Content erstellst, der Schüler:innen für eine Karriere als Wissenschafter:in begeistern soll, Journalist:innen und Kolleg:innen nicht auch ein Auge auf deinen Kanal werfen. Und du von ihnen wahrgenommen wirst.
Ich empfehle dir jedoch, dich auf eine Hauptzielgruppe zu fokussieren. Dann fällt es dir leichter, Tonalität, Visualität und Themen zielgruppengerecht aufzubereiten. Also wie locker flockig sind deine Sprache, deine Bilder und deine Inhalte? Oder wie seriös und fachspezifisch präsentierst du dich und deine Forschung?
Je nach Zielgruppe bietet sich ein anderer Social-Media-Kanal an.
“Was treibt dich tief im Innern an?”
Vielleicht fällt es dir leichter, deine Hauptzielgruppe zu identifizieren, wenn du an deine Mission denkst. Wir alle wollen Erfolg und Anerkennung für unsere Arbeit. Keine Frage. Aber gibt es etwas, das dich tief im Innern antreibt?
Ich möchte zum Beispiel von meiner Selbstständigkeit gut leben können. Ich möchte als Stimme in der digitalen Wissenschaftskommunikation gehört werden. Aber vor allem liegt mein innerer Antrieb darin, Wissenschaftler:innen zu zeigen, wie sie durch Online-Sichtbarkeit ihren Platz in der Wissenschaft festigen können.
Meine Hauptzielgruppe sind also Wissenschaftler:innen. Daneben möchte ich aber auch Universitäten, Graduiertenzentren, andere Selbstständige, andere Wissenschaftskommunikator:innen und Journalist:innen erreichen.
3. Was liegt dir?
Okay, kommen wir zur dritten Frage. Was liegt dir? Also mit welchem Netzwerk fühlst du dich wohl? Wo findest du dich mit deiner Art zu kommunizieren am ehesten wieder?
Ich habe schon von einigen Wissenschaftler:innen gehört, dass sie von vornherein eine Abneigung gegen bestimmte soziale Netzwerke haben. Wenn das bei dir so ist, hinterfrage mal, warum das so ist.
Vielleicht entspricht dir der vertrauliche Ton und die Feel-Good-Community auf Instagram nicht. Oder Twitter schränkt dich mit seiner 280-Zeichen-Vorgabe und der Tendenz Statements besonders “catchy” formulieren zu müssen, in deinen Ausdrucksmöglichkeiten ein.
Dann ist das so. Es mag vieles für ein bestimmtes soziales Netzwerk sprechen. Wenn sich aber innerlich bereits bei dem Gedanken daran, dort regelmäßig aktiv zu sein, deine Haare sträuben, mach es nicht.
Zu dieser Frage gehört auch, dir darüber Gedanken zu machen, WIE du am liebsten kommunizierst. Also hauptsächlich mit Worten, Bildern oder Videos.
Ein TikTok- oder YouTube-Kanal ist wenig sinnvoll, wenn du ungern vor der Kamera stehst. Für Instagram brauchst du Fotos. Twitter funktioniert noch am ehesten ohne Bilder und Videos.
4. Wie viel Zeit hast du?
Jetzt machen wir den Realitäts-Check. Wie viel Zeit kannst und möchtest (!) du dir nehmen, um deinen Kanal regelmäßig zu bespielen?
Das hängt von deinen individuellen Lebensumständen ab (Familie, Kinder, Beruf, Promotion, Ehrenamt etc.). Es ist aber auch eine Frage der Priorität. Wenn etwas für dich absolute Priorität hat, nimmst du dir Zeit dafür oder? Kannst du dich an eine Sache erinnern, auf die das schon einmal zutraf?
Hinzu kommt (machen wir uns nix vor!), Fotos zu erstellen, dauert (im Normalfall) länger, als Text zu schreiben. Videos sind zeitaufwändiger als Bilder. Wofür hast du die Zeit? Oder fotografierst du sowieso jeden Tag und hast das Material schon in der Schublade?
Und wie viel Zeit kannst du dir pro Tag für deinen Social-Media-Kanal nehmen? Für Twitter reichen 10 bis 15 Minuten, wenn du bereits etwas eingespielt bist.
Instagram- und YouTube-Beiträge entstehen nicht spontan. Sie benötigen eine vorherige Planungs- und Umsetzungsphase. Vergiss aber nicht, dass du auch hier nach Veröffentlichung deines Beitrags auf Kommentare und Fragen aus der Community reagieren solltest. Auch das kostet Zeit.
Die Lösung heißt deswegen nicht automatisch Twitter (oder “na dann lieber gar kein Netzwerk”). Mein Rat an dieser Stelle, schau genau hin, wann du dir wie viel Zeit auf Dauer nehmen kannst und möchtest.
5. Worauf kannst du aufbauen?
Die letzte Frage ist im Prinzip die Aufforderung zu einer Inventur. Meiner Erfahrung nach fängt kaum jemand wirklich bei null an. Setz dich mal hin und schreib auf, auf welcher Plattform du bereits ein Profil hast.
Schreib auch die Anzahl der Kontakte bzw. Follower:innen daneben. Und ein paar Stichworte, wie du das Netzwerk bisher genutzt hast. Vielleicht hast du bei LinkedIn bereits 250 berufliche Kontakte. Statt einfach nur passiv zu sein, könntest du ab jetzt Beiträge und Artikel veröffentlichen. Wie sieht’s aus?
Hat ein Kanal das Potenzial das richtige soziale Netzwerk für dich als Wissenschaftler:in zu sein, auf dem du jetzt mehr Gas geben kannst?
Starte mit nur einem Social-Media-Kanal
verschiedenen Perspektiven nachgedacht. Im Idealfall hat sich ein Kanal herauskristallisiert, der zu deinem Ziel passt, wo deine Zielgruppe sich aufhält, mit dem du dich wohlfühlst, für den du ausreichend Zeit hast und auf dem du schon ein Profil hast, das du ausbauen kannst.
Aber was läuft schon ideal?
elleicht sind auch noch zwei bis drei Kanäle “übrig”. Auf dem einen ist deine Zielgruppe unterwegs, mit dem anderen fühlst du dich aber insgesamt wohler.
Mein Tipp: lass das Ganze erst einmal ruhen. Wenn sich die mögliche Auswahl bereits verkleinert hat, ist das ein erster Erfolg! Schau dir dann am nächsten Tag die Netzwerke, die noch in Frage kommen, genauer an.
Ist deine Zielgruppe wirklich nur dort oder noch auf einem anderen Kanal anzutreffen? Wie könntest du den Kanal, auf dem zwar deine Zielgruppe ist – den du aber vielleicht nicht so sympathisch findest – für dich so nutzen, dass er besser zu dir passt?
“Multitasking ist nicht zu empfehlen. Volle Konzentration auf ein Netzwerk!”
Welche Antworten auf die fünf Fragen wiegen für dich schwerer? Kannst du etwas mehr Zeit aufbringen für einen anderen Kanal, den du schon ausgeschlossen hattest? Das sind individuelle Entscheidungen, die nur du treffen kannst.
Natürlich macht es keinen Sinn, dort aktiv zu werden, wo du nicht auf deine Community triffst. Alle anderen Punkte kannst du ganz gut gegeneinander abwägen.
Wofür du dich auch entscheidest, starte aktiv mit einem Social-Media-Kanal. Das ist bereits genug Arbeit. Später kannst du dich auch auf einem zweiten Kanal austoben.