Du bist Wissenschaftler*in und möchtest eine eigene Website erstellen? Wahrscheinlich weißt du gar nicht, was auf dieser Website über dich stehen soll. Eine Followerin bei Twitter antwortete auf meine Frage, was das größte Problem an einer eigenen Webpräsenz sei: “Ich komme nicht recht weiter, weil ich nicht weiß, was da genau drauf sein soll… unpersönliches gibt’s wenig – allzu persönlich wird’s peinlich.”
Auch in meinen Workshops an Hochschulen höre ich immer wieder: “Über mich gibt es nichts zu sagen.” Und das besonders von Promovierenden, die noch am Anfang ihrer Promotion stehen. Ihre Überzeugung ist, ohne Veröffentlichungen gäbe es keine relevanten Inhalte für ihre Internetpräsenz.
Das dachte ich zu Beginn meiner Selbstständigkeit Anfang 2016 auch. Im Artikel “Lohnt sich eine eigene Website für dich als Wissenschaftler?” berichte ich dir von meinem Weg zu einer eigenen Webpräsenz. Ich verrate dir 5 Gründe, die mich vom Nutzen einer Website überzeugt haben. Und die auch dir für deine Website als Wissenschaftler*in einleuchten werden.
Beschränke dich auf 6 Hauptseiten im Menü
Die erste Regel einer guten Website lautet: überfrachte die Seite nicht! Dazu gehört eine angemessene Zahl an einzelnen Webseiten, die verschiedene Zwecke erfüllen. Die Seiten sollten über das Menü am oberen Bildschirmrand erreichbar sein.
Damit deine Websitebesucher sich nicht erschlagen fühlen oder den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, beschränke dich auf maximal 6 Seiten, die du im Menü verlinkst. Rechtlich relevante Seiten zum Impressum und Datenschutz kannst du auch im Footer deiner Website platzieren.
Ergänzende Informationen kannst du auf Unterseiten unterbringen, die deine Besucher im zweiten Schritt über ein Submenü aufrufen können. Häufig braucht eine Website aber nicht mehr als 6 hoch informative Seiten.
Diese 6 Seiten sind die Basis deiner Websiten als Wissenschaftler*in
1. Startseite
Name: Start, Home, wenn vorhanden eigenes Logo…
Nutze den wertvollen Platz auf der Startseite dazu, dich vorzustellen und die wichtigsten Stichwörter zu deinem Forschungsthema/deinem Expertenwissen auf einen Blick deutlich zu machen. Denk dran: im schlimmsten Fall wissen deine Website-Besucher*innen nichts über dich. Und wir alle haben wenig Zeit, erst mühselig nach Informationen zu suchen.
Beantworte folgende Fragen:
- Wer bist du und in welchem Forschungsbereich bist du aktiv?
- An welchem Punkt in deiner Wissenschaftskarriere stehst du gerade?
- Wo und mit wem forschst du aktuell?
- Was erwartet deine Website-Besucher*innen auf deiner Seite?
- Call to Action: Worüber möchtest du dich austauschen? Für welche Projekte kann man dich anfragen? Was soll der oder die Besucher*in im Anschluss tun?
2. Forschung & Lehre
Name: Forschung & Lehre, Forschung, Forschungsprojekte, Forschungsinteressen…
Hier ist Platz, um über deine aktuellen Forschungsprojekte, das Thema deiner Promotion und deine Lehrtätigkeit zu informieren. Konzentriere dich auf das Wesentliche und verlinke für vertiefende Informationen ggf. auf die entsprechenden Institutsseiten. Wenn du ein Profil bei ResearchGate, Academia oder Google Scholar hast, verweise darauf und ermuntere deine Besucher*innen dort vorbeizuschauen.
Beantworte folgende Fragen:
- Mit welchen Forschungsfragen setzt du dich auseinander und was fasziniert dich daran? (Kontrollfrage: Würde deine Oma deinen Text verstehen, wenn sie ihn lesen würde?)
- Welche Forschungsmethoden nutzt du und was sind deine Forschungsziele?
- In welche Forschungsprojekte bist du involviert?
- Welche Kontakte und Kooperationen suchst du für aktuelle und zukünftige Projekte?
- Was macht deine Lehr- und Dozierendentätigkeit aus? Welche Inhalte und Seminare liegen dir am Herzen und warum?
3. CV
Name: CV, Curriculum Vitae, Über mich…
Auf dieser Seite stellst du ausführliche Informationen über dich und deinen Werdegang zur Verfügung. Halte dich an die Grundstruktur eines tabellarischen Lebenslaufs, damit es übersichtlich bleibt. Du musst das ganze aber nicht zwingend in einer Tabelle darstellen. Sei ruhig etwas kreativ. Und schreib zur Einleitung ein paar sympathische Zeilen über dich, bevor die “harten Fakten” kommen.
Beantworte folgende Fragen:
- Welche Ausbildungen hast du bisher absolviert?
- Welche beruflichen Stationen hast du hinter dir?
- In welchen akademischen Ausschüssen, Gremien, Gesellschaften und Organisationen bist du Mitglied?
- Welche Stipendien und Preise hast du erhalten?
- Welche besondere Qualifikationen und Weiterbildungen sind noch für deine akademische Karriere relevant?
4. Publikationen
Name: Publikationen, Veröffentlichungen, Artikel…
Unter “Publikationen” kannst du alle Artikel, Aufsätze, Buchkapitel, Bücher, Poster und Konferenzbeiträge, die du geschrieben hast, auflisten. Ordne sie den entsprechenden Kategorien zu und verlinke sie, wenn sie Open Access zur Verfügung stehen. Wenn du bereits viel veröffentlicht hast, hilf deinen Website-Besucher*innen mit einer kuratierten Auswahl von Veröffentlichungen. Stelle deine wichtigsten Artikel an den Anfang der Seite und erläutere kurz, warum sie deine Arbeit am besten widerspiegeln.
Beantworte folgende Fragen:
- Welche Artikel (Peer-Reviewed) hast du bereits veröffentlicht?
- An welchen Büchern und Buchkapiteln warst du beteiligt?
- Welche Vorträge hast du auf Konferenzen gehalten?
- Gibt es Interviews oder Videobeiträge mit dir, in denen du als Expert*in auftrittst?
- Kannst du Poster, Vortragsfolien oder andere Zusatzmaterialien online stellen oder verlinken?
5. Blog
Name: Blog, Podcast, YouTube, je nachdem welches Content-Format du nutzt
Ein Blog ist der dynamische Teil deiner Website als Wissenschaftler*in. Hier sollte regelmäßig etwas passieren. Du kannst deinen Blog dazu nutzen, um über Erkenntnisse aus deiner Forschung zu bloggen, den Fortschritt deiner Doktorarbeit zu dokumentieren oder relevante Ergänzungen aus deine Lehrveranstaltung zu veröffentlichen. Mit jedem neuen Blogbeitrag erhöhst du die Chance, über die Suchmaschine Google gefunden zu werden. Aber nicht nur das. Über deinen Blog lernen dich deine Leser*innen besser kennen. Zeig neben deiner fachlichen Kompetenz auch ein Stück deiner Persönlichkeit. Wir interessieren uns immer auch für den Menschen hinter der Forschung.
Frage dich beim Bloggen:
- Für wen schreibe ich und wer soll meine Beiträge lesen?
- Was sollen meine Leser*innen aus meinen Beiträgen mitnehmen?
- Passen Sprache und Tonalität zu meiner Zielgruppe?
- Habe ich gute Überschriften formuliert, ausreichend Absätze eingebaut und relevante Keywords verwendet?
6. Kontakt
Name: Kontakt
Nein, deine E-Mail-Adresse und Telefonnummer auf der Uni-Website allein reichen nicht aus. Mach es deinen Websitebesucher*innen so einfach wie möglich, Kontakt zu dir aufzunehmen. Gib verschiedene Kontaktmöglichkeiten an, manche Menschen schreiben lieber eine E-Mail, andere rufen lieber an. Ein Kontaktformular ist auch immer eine gute Idee. Vergiss außerdem nicht, deine Social-Media-Accounts zu verlinken.
Beantworte folgende Fragen:
- Auf welchen Wegen kann man dich erreichen?
- Welchen Kommunikationsweg bevorzugst du?
- Gibt es Tage oder Uhrzeiten, an denen du besser erreichbar bist als an anderen?
- Zu welchen Themen und Fragen freust du dich über Post?
Du möchtest weitere Tipps und Beispiel-Websites von echten Wissenschaftler*innen sehen? Dann schau am 10.4.2019 um 19 Uhr im Webinar “Deine Website als Wissenschaftler*in” vorbei, das Teil des Programms “Frühjahrputz für deine Diss” auf dem Blog Coachingzonen Wissenschaft ist.
Sehr interessant!
Danke! Ich hoffe, die Tipps haben dir weiter geholfen.
Gibt es auch Tipps, welche Webseiten für den Webauftritt einer ganzen Arbeitsgruppe (anstatt nur einer Person) sinnvoll bzw ausreichend sind? 🙂
Das wäre sicherlich noch mal einen eigenen Artikel wert. Ich bin darauf spezialisiert, Wissenschaftler*innen bei ihrer individuellen Sichtbarkeit zu helfen, daher stecke ich nicht super tief in dem Thema “Websites für Arbeitsgruppen”.
Allerdings lassen sich bestimmte Tipps auch entsprechend anpassen. Auch für eine Arbeitsgruppen-Website ist die Startseite der Ort, an dem den Website-Besucher*innen kurz, knackig und attraktiv klar gemacht werden sollte, woran forscht die Arbeitsgruppe, seit wann gibt es euch, wo seid ihr angedockt bzw. wer finanziert euch und wofür ist euer Forschungsthema relevant (vor allem auch in Hinblick auf den Alltagsbezug). Denkt dran, dass Laien (und das sind auch Journalist*innen oder Politiker*innen) das schnell verstehen sollten.
Und vor allem gilt auch hier: Was erwartet mich als Website-Besucher*in auf eurer Seite? Und was soll ich im besten Fall tun (Call to Action)? Irgendwo hinklicken? Euch kontaktieren? Mir ein Video anschauen?
Euer Forschungsprojekt und eure Arbeitsgruppe könnt ihr dann auf den nächsten Seiten noch einmal ausführlicher darstellen. Eine Blog-Seite oder News-Seite halte ich auch für Arbeitsgruppen sinnvoll und die Kontakt-Seite ebenso.