Vor kurzem fragte ich die Abonnent*innen meines Newsletters, was ihr größtes Problem bei Twitter sei. Die Antworten “Sichtbarkeit von Tweets erhöhen”, “Sich sichtbar machen und mit Inhalten punkten” und “Reichweite steigern” haben mich zu diesem Blogartikel inspiriert.
Doch bevor ich dir Tipps gebe, wie du dafür sorgst, dass deine Tweets von mehr Menschen gesehen werden werden, lass uns gemeinsam noch einen kurzen Stopp einlegen. Was genau heißen denn Sichtbarkeit und Reichweite?
Sichtbarkeit von Tweets = Reichweite?
Häufig erscheinen uns Likes und Retweets als Gradmesser für die Sichtbarkeit unserer Tweets. Je mehr je besser oder? Likes und Retweets geben allerdings nur bedingt Auskunft darüber, wie viele Menschen deinen Tweet gesehen haben. Im Grunde sagen sie nur etwas darüber aus, wie viele Personen mit deinem Tweet interagiert haben.
Wie oft Nutzer*innen deinen Tweet auf Twitter gesehen haben, sagen dir dagegen die Impressions. Die Impressions eines Tweets kannst du dir anzeigen lassen, wenn du bei deinem Tweet ganz rechts auf die drei Striche klickst, die so aussehen wie ein Balkendiagramm.
Likes und Retweets hängen mit den Impressions zusammen. Je mehr Personen deinen Tweet generell erst einmal auf ihrer eigenen Timeline sehen, desto größter die Chance, dass sie darauf reagieren.
“Virale Tweets sind nicht der Inbegriff von Sichtbarkeit.
Aber sollte größtmögliche Reichweite immer das Ziel sein? Du kennst bestimmt auch diese Tweets, die viral gehen und hunderte Male retweetet und tausende Mal gelikt werden.
So einen Post wünschen wir uns doch alle oder? Ich schon – zumindest manchmal. Einmal ist mir das auch bereits passiert. Mein Tweet zum Blogartikel “Welchen Sinn hat Twitter für Forschende?” wurde 217 Mal retweetet und 371 Mal gelikt. Und brachte mir auf einen Schlag 150 neue Follower*innen.
Ab 1.000 Follower haben Wissenschaftler*innen mehr nicht-wissenschaftliche Follower als wissenschaftliche & die Twitteraktivität beeinflusst die #Zitationsrate positiv. Ich stelle im neuen Blogartikel 2 Studien vor, die das herausgefunden haben. #wisskomm https://t.co/5lpvoM9jg5
— Susanne Geu ❤️👩🏼🔬👨🏽🔬 (@SusanneGeu) February 12, 2020
Aber das ist die Ausnahme! Und war nicht beabsichtigt. Virale Tweets kann man normalweise nicht planen. Daher stellen sie für mich nicht das Ziel von Sichtbarkeit dar. Also empfehle ich dir an dieser Stelle, dich von Zahlen im drei- oder vierstelligen Bereich bei Likes und Retweets (erstmal) zu verabschieden.
Nicht, dass sie nicht möglich sind. Aber es ist nicht die Zielmarke, um die Sichtbarkeit von Tweets zu steigern.
Sichtbarkeit bei der richtigen Zielgruppe
Wenn du dir eine erhöhte Sichtbarkeit von Tweets wünschst, tust du das dann auch mit der richtigen Zielgruppe vor Augen? Deine Tweets sollen nicht von irgendwem wahrgenommen werden, sondern von Menschen, mit denen du in Kontakt kommen möchtest.
Richtig?
Es geht also nicht um die Zahlen, sondern um die Menschen. Also stelle die Menschen in den Vordergrund. Schreib mal auf, wer deine Tweets liken und kommentieren soll. Kolleg*innen? Journalist*innen? Kommunikator*innen?
Du kannst dir auch die Institutionen notieren, von denen du wahrgenommen werden möchtest. Erstelle dir doch praktischerweise einfach eine private Liste (nur für dich sichtbar) bei Twitter, in die du die entsprechenden Accounts packst. So behältst du deine Zielgruppe im Auge.
9 Tipps, um die Sichtbarkeit deiner Tweets zu erhöhen
Aber genug der Vorrede. Hier kommen meine 9 Tipps, um die Sichtbarkeit von Tweets zu erhöhen.
1. Nutze relevante Hashtags
Die Menschen, die dir folgen, sehen deine Tweets auch ohne Hashtags. Also im besten Fall. Wenn der Algorithmus mitspielt. Wenn du den richtigen Hashtag für deinen Tweet nutzt, werden auch Personen auf dich aufmerksam, die dich noch nicht kennen.
Ich schaue regelmäßig beim Hashtag #wisskomm vorbei und entdecke immer wieder neue Accounts, denen ich dann folge oder deren Tweets ich retweete. Welche Hashtags sind in deinem Bereich von Bedeutung?
2. Tagge größere Accounts
Sichtbarkeit und Reichweite bekommen deine Tweets vor allem dann, wenn große Accounts sie retweeten. Dabei musst du nicht immer auf den Zufall warten. Erwähne größere Accounts in deinem Tweet, wenn es inhaltlich passt.
Hier muss man manchmal eine große Portion Ängstlichkeit und Schüchternheit ablegen. Aber glaub mir, es lohnt sich und tut nicht weh. Im Wissenschaftsbereich können das zum Beispiel Hochschulen oder Forschungsinstitutionen sein. Aber auch Medien oder auch Wissenschaftler*innen mit ein paar tausend Follower*innen.
Die Wahrscheinlichkeit eines Retweets ist gar nicht mal so klein, wenn die entsprechende Institution dabei gut wegkommt oder du dich einfach für einen tollen Artikel bedankst. Natürlich nur, wenn es der Wahrheit entspricht. Authentisch bleiben ist auch hier das A und O.
3. Liefere Mehrwert, der geteilt wird
Im Grunde ist das für mich der wichtigste Tipp von allen! Selbstbezogene Tweets werden eher selten geteilt. Tweets, aus denen andere einen Aha-Effekt ziehen können viel eher!
Versuche, dich in deine Follower*innen hineinzuversetzen. Warum folgen sie dir? Woran sind sie interessiert? Womit kannst du ihnen weiterhelfen?
“Unterstreiche durch die Art der Formulierung den Mehrwert für deine Follower*innen.”
Manchmal ist es nur die Art, wie Tweets formuliert sind, die über teilen oder nicht teilen entscheiden. Ich habe gute Erfahrungen mit Formulierungen gemacht wie “Wusstet ihr, dass…?”, “Ich empfehle euch…”, “Seht euch unbedingt XY an…”.
4. Verwende Bilder und Emojis, damit deine Tweets auffallen
Tweets, die Bilder enthalten, bekommen 150 Prozent mehr Retweets als Tweets ohne. Irgendwie logisch. Twitter besteht hauptsächlich aus einem langem textlastigen Feed. Wir scannen über vieles drüber. An Bildern und Grafiken bleiben unsere Augen eher hängen als an reinen Buchstaben.[/vc_column_text]
Deshalb baue ich gerne Bilder, GIFs oder Emojis in meine Tweets ein. Nicht immer. Aber wenn es passt. Wenn ich Websites verlinke, checke ich vorher mit dem Twitter Card Validator, ob das Vorschaubild der Website gut aussehen wird.
Wenn die Seite technisch nicht so gut aufbereitet ist, mache ich manchmal auch einen Screenshot als “Bildersatz”.
5. Investiere Zeit in den Beziehungsaufbau
Ich habe den Eindruck, dieser Punkt wird häufig unterschätzt. Follower*innen sind keine Chatbots, die Tweets aufgrund eines bestimmten Keywords retweeten. Dahinter stecken echte Menschen, zu denen du eine Beziehung aufbauen solltest.
“Keine Sichtbarkeit ohne Beziehungsaufbau.”
Beziehungsaufbau ist eine kontinuierliche Aufgabe. Je besser die Beziehung zu deiner Community desto häufiger wird sie deine Inhalte teilen und darauf hinweisen. Reagiere auf ihre Tweets, stelle Fragen, verteile Lob und Anerkennung. Geben und nehmen spielt auch bei Twitter eine große Rolle!
6. Greife aktuelle Trends auf
Es gibt immer wieder Themen, die gerade auf besonders großes Interesse stoßen. Manchmal nur einen Tag, manchmal aber auch für ein paar Wochen. Es kann Sinn machen, auf Trends aufzuspringen, um Sichtbarkeit zu bekommen.
Das kann eine politische Debatte, eine Konferenz, eine Studie, die gerade in aller Munde ist, ein besonderer Tag wie der International Day of Women and Girls in Science oder ein Hashtag, der gerade bei Twitter trendet, sein.
Ob das für dich in Frage kommt, hängt einerseits vom Thema, aber auch von deiner Persönlichkeit ab.
Manchen liegt das Aufspringen auf Trends nicht (mir zum Beispiel). Weil sie Inhalte lieber länger im Voraus planen oder Zeit brauchen, um sich zunächst umfassend über das Thema zu informieren. Also schau, ob das zu dir passt oder nicht.
7. Poste zur richtigen Uhrzeit
Oh yes, wichtiger Punkt! Postest du irgendwann nach Lust und Laune? Oder zu bestimmten Uhrzeiten? Fest steht, Tweets zwischen 24 Uhr und 9 Uhr verhallen. Logisch! Weil wir schlafen bzw. gerade aufstehen und frühstücken.
Ich poste gerne vormittags, wenn viele Wissenschaftler*innen (vermutlich) am Schreibtisch sitzen. Je später der Nachmittag, desto mehr lässt die allgemeine Twitteraktivität nach. Am Wochenende ist auch Flaute.
Ab 18 Uhr soll es noch mal einen erhöhten Anstieg geben (kann ich jetzt aus eigener Erfahrung nicht bestätigen). Deshalb finde heraus, welche Tages- und Uhrzeiten dir am meisten Sichtbarkeit bringen. Denk auch an die Zeitverschiebung, wenn du es auf internationale Zielgruppen abgesehen hast.
8. Beweise Kontinuität
Sichtbarkeit hat viel mit kontinuierlicher Arbeit zu tun. Du wirst nicht über Nacht sichtbar. Wenn du kontinuierlich twitterst, honorieren das im Laufe der Zeit nicht nur deine Follower*innen, sondern auch der Twitter-Algorithmus.
Je häufiger ein Account mit deinen Tweets interagiert, desto wahrscheinlicher werden dieser Person deine Tweets beim nächsten Mal ziemlich weit oben anzeigt. Das hängt also alles miteinander zusammen.
9. Analysiere, was funktioniert
Schau dir einmal im Monat mit Hilfe der Twitter-Analytics an, was für deine Zielgruppe funktioniert und was nicht. Versuche zu analysieren, ob es der Inhalt, die Art der Formulierung, die Uhrzeit oder etwas anderes war, das dem Tweet große Resonanz beschert hat.
Tu mehr von dem, was funktioniert.
Fazit: Reichweite ist individuell
Wenn du diese Hinweise beachtest, werden dein Account und deine Tweets nach und nach mehr Sichtbarkeit bekommen. Bewerte deine Reichweite nicht nur anhand von Zahlen, sondern anhand der Menschen, die dir folgen.
Und passe deine Erwartungen an den momentanen Ist-Zustand an. Folgen dir aktuell “nur” 150 Menschen, sind drei oder vier Likes und ein Retweet 1. ein realistischer Durchschnittswert und 2. eine super Sache, auf die du aufbauen kannst!