Vor kurzem durfte ich für eine Auftraggeberin einen Artikel über Hochschulen auf TikTok schreiben. TikTok war für mich bis dahin ein unbekanntes Feld. Ja, schon einmal gehört. Aber TikTok für Wissenschaftler*innen? Kein relevantes Thema für meine Zielgruppe. Oder doch?
Ich veröffentliche selbst (noch) keine Videos auf TikTok. Das hält mich aber nicht davon ab, mit euch meine Erkenntnisse und Beobachtungen zu diesem Social-Media-Kanal zu teilen.
]Wenn du bis hierhin gelesen hast, besteht die Chance, dass dich TikTok zumindest ein klitzekleines bisschen neugierig macht. Und ich verspreche dir, nachdem du den Artikel gelesen hast, kannst du locker für dich entscheiden “ist nix für mich” oder “ich sehe es mir mal an”.[
TikTok für Wissenschaftler*innen: Wie funktioniert’s?
Das größte Fragezeichen in meinem Kopf zu TikTok war bisher: Wie um Himmels willen funktioniert die App? Der Sinn seltsamer Videos mit tanzenden Teenies oder Menschen die zu Sound-Samples (Musik oder Sprachaufnahmen) synchron die Lippen bewegten, erschloss sich mir nicht.
Auch wenn das der Ursprung von TikTok ist (besonders als die App noch Musical.ly hieß), ist auf TikTok viel mehr möglich.
Das Prinzip der App besteht darin 15- bis 60-sekündige Videos zu gestalten und zu teilen. Für Tanzelemente und Lippensynchronisation stellt TikTok eine Musikliste zur Verfügung. Als TikToker*in kannst du aber auch Tonspuren von anderen User*innen für deine Videos nutzen.
Das Schneiden von Videos ist nicht kompliziert. Darüber hinaus kannst du Text, Videoschnipsel von anderen, Hintergrundbilder und Spezialeffekte einfügen.
Klingt sehr verspielt und nicht nach etwas, mit dem Wissenschaftler*innen etwas anfangen könnten? Nun ja, erst einmal irgendwie nicht. Allerdings darfst du dir die Videos der Wissenschaftler*innen, die bereits auf TikTok sind, nicht als reine Tanz- oder Karaokeshow vorstellen.
Musik spielt in den Clips oft eine Rolle. Wissenschaft wird auf TikTok aber auch in Form von Erklärvideos präsentiert. Dabei geht es bunter, kreativer und lockerer zu als du es von Twitter oder Instagram kennst.
Der Unterhaltungswert der Videos ist hoch.
Wissenschaftskommunikation auf TikTok: Für wen?
Von den kreativen Ausdrucksmöglichkeiten und der Authentizität der Videos fühlen sich vor allem jüngere Nutzer*innen angesprochen. 69 Prozent der TikTok-User*innen sind zwischen 16 und 24 Jahre alt.
Du erreichst auf TikTok daher vor allem Schüler*innen und Studierende, die sich für Wissenschaft interessieren. Insgesamt nutzen 800 Millionen Menschen die App, davon 500 Millionen in China und 100 Millionen in Europa.
Aus diesen Fakten ergeben sich für dich zwei Fragen, wenn du darüber nachdenkst, in die Wissenschaftskommunikation auf TikTok einzusteigen.
- Liegt es dir, unkonventionelle, kreative und musikalisch inspirierte Videos für deine Wissenschaftskommunikation zu erstellen?
- Sind Schüler*innen und Studierende deine Hauptzielgruppe, die du ansprechen möchtest?
Wenn du beide Fragen mit JA beantwortest, such dir im nächsten Schritt am besten ein paar Vorbilder, die dich inspirieren. Wenn du gerade den Kopf schüttelst, ist TikTok für dich wahrscheinlich kein relevanter Kommunikationskanal.
TikTok-Inspiration für Wissenschaftler*innen
Bei meiner TikTok-Recherche sind mir ein paar inspirierende Kanäle von Wissenschaftler*innen begegnet. Diese möchte ich dir hier vorstellen:
Prof. Dr. Judith Ackermann
Kanal: @dieprofessorin
Follower*innen: 11 K
Themen: Hochschule, Studium, Wie werde ich Professorin? Forschungsmethoden, Literaturrecherche
Stina Börchers
Kanal: @stina.biologista
Follower*innen: 3700
Themen: PhD in Schweden, Neurowissenschaften
Robert Lepenies
Kanal: @thetiktokscientist
Follower*innen: 650
Themen: Politikwissenschaften, Klimapolitik, Wissenschaftspolitik
Amelie Reigl
Kanal: @diewissenschaftlerin
Follower*innen: 258 K
Themen: Biologie, Impfstoffentwicklung, Arbeit im Labor, Studium, Alltag einer Wissenschaftlerin
Challenges, Hashtags, Duett und Stitch
Wenn du das erste Mal bei TikTok unterwegs bist, begegnen dir mit Sicherheit schnell die Begriffe Challenge, Hashtag, Duett und Stitch.
Hashtags kennst du vielleicht bereits von Twitter und Instagram. Bei TikTok müssen sie noch sorgfältiger ausgewählt werden, da sie auf den Beschreibungstext angerechnet werden. Hashtags werden von den User*innen kreiert. Sie kennzeichnen eine bestimmte Videoserie oder eine Challenge.
Challenges sind das Herzstück von TikTok. Jede*r kann dazu aufrufen. Eine TikTok-Challenge ist eine Herausforderung, bei einem Trend mitzuziehen und ein Video zu drehen. Du kannst dabei vom allgemeinen Interesse an diesem Thema profitieren und neue Follower*innen und Likes gewinnen.
Duett und Stitch sind Features, mit denen du auf den Content Dritter reagieren kannst. Duett erlaubt ein Video mit Split-Screen, Stitch das Ausschneiden und Einfügen von fremdem Videomaterial in das eigene Video.
Passt TikTok zu deinem Ziel?
Ob TikTok für dich relevant ist, kannst nur du selbst entscheiden. Blinder Aktionismus bringt auf TikTok genauso wenig wie auf Twitter, Instagram und Co. Überleg dir genau, welches Ziel du mit einem TikTok-Kanal verfolgen möchtest.
Und triff dann eine überlegte Entscheidung.
Du kennst weitere tolle TikTok-Kanäle? Dann lass eine Empfehlung in den Kommentaren da!