Twitter ist in der Wissenschaft das wichtigste soziale Netzwerk, um mit anderen Forscher*innen, Journalist*innen, potenziellen Drittmittelgeber*innen und der wissenschaftsbegeisterten Öffentlichkeit zu kommunizieren.
Doch genau hier beginnt das Problem. Für viele Wissenschaftler*innen erschließt sich der Sinn von Twitter nicht. “Was soll ich in 280 Zeichen schreiben?” und “Wie funktioniert Twitter überhaupt?”
Damit sich noch mehr Forscher*innen ermutigt fühlen, Twitter auszuprobieren und für ihr Selbstmarketing zu nutzen, habe ich für alle Twitter-Neulinge eine Schritt-für-Schritt-Anleitung geschrieben.
Der folgende 7-Punkte-Plan führt dich zu deinem ersten Tweet und darüber hinaus! Viel Spaß dabei!
Twitter-Anleitung: Der 7-Punkte-Plan für Forscher und Wissenschaftler
Schritt 1: Definiere das Ziel
Nimm dir ein Blatt Papier oder öffne eine Word-Datei auf deinem Computer. Der erste und wichtigste Schritt ist, dir die folgende Frage schriftlich zu beantworten: Warum möchte ich auf Twitter aktiv sein?
Welche persönlichen und beruflichen Ziele verfolgst du damit? Die Antwort auf diese Frage hat Einfluss darauf, wie du twitterst (Frequenz, Tonalität, Persönlichkeit) und was du twitterst (Thema, eigene Blogbeiträge, Forschungsergebnisse). Dein Ziel beeinflusst deine Vorgehensweise.
Bewahre die Antworten auf die Frage nach deinem Warum gut auf. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell wir manchmal ein Ziel aus den Augen verlieren. Wie gut, in solchen Momenten einen Blick auf die eigene Motivation zu werfen und weiter zu machen.
Schritt 2: Fokussiere dich auf ein Thema für eine Leserschaft
Leg im zweiten Schritt Thema und Zielgruppe deiner Twitteraktivitäten fest. Nimm ein Thema, das dir am Herzen liegt, in dem du dich gut auskennst oder in dem du dazu lernen möchtest. Achte darauf, dass es zu deinem Ziel passt. Wenn du bereits eigene Inhalte online veröffentlichst, kannst du darüber twittern.
Notiere zwei bis drei Themen, für die dein Twitterkanal stehen soll. Das können zum Beispiel “Nachhaltigkeit”, “Chemie” und “Open Access” oder “Kultur” “Design” und “Kommunikation” sein. (In meinem Fall sind das “Social Media”, “Wissenschaftskommunikation” und “Sichtbarkeit”.)
Mach dir auch Gedanken über deine potenziellen Follower, also die Zielgruppe, die du mit deinen Tweets erreichen möchtest. Sind es andere Wissenschaftler*innen, die auf demselben Gebiet forschen? Journalist*innen und Presseverantwortliche? Oder potenzielle Arbeitgeber*innen aus der Industrie?
Das funktioniert am besten, wenn du dir Kriterien zu deiner Zielgruppe überlegst. Wenn deine Zielgruppe hauptsächlich Unternehmen oder Institutionen sind, notiere dir:
- Branche,
- Unternehmensgröße,
- Standort,
- Ansprechpartner*innen und
- mögliche Bedürfnisse.
Wenn du einzelne Personen erreichen möchtest, mach dir Gedanken zu:
- Alter,
- Geschlecht,
- Ausbildung,
- Beruf,
- Wohnort,
- Lebenssituation,
- persönlichen und beruflichen Interessen und
- individuellen Bedürfnissen.
Geschafft? Sehr gut! Dann bist du bereit, dir einen Twitteraccount anzulegen.
Schritt 3: Erstelle einen Account
Nutze – wenn es dir möglich ist – in allen sozialen Netzwerken den gleichen Namen. Ich gehe davon aus, dass du Twitter aus beruflichen Gründen einsetzen möchtest. Daher empfehle ich dir, deinen richtigen Namen zu verwenden. So habe ich es mit meinem Twitterhandle @SusanneGeu auch gemacht.
Sollte die Kombination deines Vor- und Nachnamens bereits vergeben sein, probiere Alternativen: nur dein Nachname, verkürzter Vorname + Nachname, Nachname + Fachgebiet. Achte einfach darauf, dass dein Twittername (mehr oder weniger) seriös ist.
Bevor du dich bei Twitter nach bekannten Kolleg*innen oder Organisationen umschaust, solltest du dein Profil vollständig einrichten. Der Grund ist ganz einfach.
Immer wenn du jemandem folgst, bekommt diese Person eine Benachrichtigung darüber. Findet die Person bei einem Gegenbesuch keine Informationen auf deinem Profil, hast du eine Chance vertan, dich zu vernetzen. Um das zu verhindern, optimiere dein Profil im nächsten Schritt.
Schritt 4: Gib dir große Mühe, um dein Profil einzurichten
Du hast nur wenig Platz zur Verfügung, um ein aussagekräftiges Profil einzurichten. Richte es durch Fotos, Twitter-Bio und Website-Link so persönlich wie möglich ein. Es sollte die Fragen beantworten: Wer bist du? Was machst du? Und welche Twitterinhalte können deine Follower von dir erwarten?
Deine Profilbeschreibung (auch Twitter-Bio genannt) sollte unbedingt die Themen enthalten, die du in Schritt 2 festgelegt hast. So wissen andere Twitter-User sofort, was sie bei dir erwartet. Außerdem können sie so schnell entscheiden, ob sie dir folgen möchten.
Zusätzlich verlinkst du auf deine Website oder die deiner Institution.
Dein Profilbild sollte dich zeigen. Schließlich möchte wir alle wissen, mit wem wir kommunizieren. Das schafft Vertrauen. Außerdem wirst du auf Veranstaltungen leicht wiedererkannt. Das Header-Foto lässt dir einen größeren kreativen Spielraum. Einige bringen dort ein weiteres Portraitbild unter, andere verpacken dort einen Claim oder zeigen einfach die Skyline eines besonderes Ortes.
Ergeben Foto, Twitter-Biografie und Link ein konsistentes Bild, das zu deinem Ziel passt? Perfekt! Dann weiter zu Schritt 5.
Schritt 5: Twittere das erste Mal
Deine Timeline (das ist der Stream auf deiner Profilseite, auf der alle deine Tweets stehen) ist noch leer. Damit dein Profil von Anfang an interessant für andere Twitteruser ist, solltest du vier bis fünf Tweets verfassen.
Du könntest in deinem ersten Tweet einfach hallo sagen und kurz beschreiben, worüber du in Zukunft twitterst. Anschließend kannst du zwei bis drei Artikel twittern, die du in deinem Themenbereich für relevant hältst. Darunter kann auch ein Artikel oder Blogbeitrag von dir selbst sein.
Jetzt ist dein Twitter-Profil soweit hergestellt, dass andere Twitter-User wissen, mit wem sie es zu tun haben. Baue im nächsten Schritt dein Netzwerk auf!
Schritt 6: Folge guten Quellen und Expert*innen deiner Branche
Nutze das Suchfeld rechts oben auf der Twitterseite. Gib zum Beispiel den Begriff “Wissenschaftskommunikation” ein. (Probier übrigens auch #wisskomm, das ist der verkürzte, aber sehr verbreitete Hashtag für Wissenschaftskommunikation.) Klicke dann “Personen” an. Schon siehst du eine Liste mit Menschen, die in diesem Bereich aktiv sind.
Auf dem Blog Wissenswerkstatt gibt es darüber hinaus eine (etwas ältere) Liste mit twitternden Wissenschaftler*innen und Wissenschaftsjournalist*innen. Ein Großteil der Accounts dürfte noch aktiv und eventuell für dich interessant sein.
Schau dir die Accounts an, die dich interessieren und entscheide, ob sie zu dir passen. Wenn ja, klicke auf “Folgen”. Sobald du erst einmal ein paar Leuten folgst, werden dir von Twitter automatisch neue Personen vorgeschlagen, die ähnliche Interessen haben.
Schritt 7: Professionalisiere deine Twitteraktivitäten
Der Anfang ist gemacht – Super! Im letzten Schritt geht es darum, bei Twitter am Ball zu bleiben. Deshalb hier ein paar Tipps, wie du Twitter in deinen Alltag integrieren kannst.
Routine
Überlege dir, wie viel Zeit du täglich in Twitter investieren und wie oft du etwas posten möchtest. Ich empfehle dir ein bis zwei Tweets pro Tag. Das Wichtigste ist, dass du dich regelmäßig zu Wort meldest.
Wenn es den Anschein hat, als sei dein Profil tot, wird dir kaum jemand mehr folgen. Plane ca. 10 Minuten täglich für Twitter ein, um selbst auf dem Laufenden zu bleiben und mit anderen Usern zu interagieren. Deine Twitterinhalte kannst du mit dem folgenden Tipp im Voraus planen.
Vorausplanung mit Tweetdeck, Buffer oder Hootsuite
Mit Tweetdeck, Buffer oder Hootsuite kannst du deine Tweets im Voraus planen. Sie werden dann zum geplanten Zeitpunkt automatisch veröffentlicht. Ich plane meine Tweets am Montag Morgen für die aktuelle Woche.
So hast du einen Grundstock an Tweets, die du jeden Tag mit aktuellen Hinweisen oder spontanen Tweet-Ideen ergänzen kannst. Es spart enorm viel Zeit, das Grundrauschen des eigenen Twitterfeeds in einem Rutsch zu planen. Jeden Morgen erneut auf die Suche nach Inhalten zu gehen, bedeutet Stress.
Interaktion mit anderen Usern
Twitter ist dazu da, sich auszutauschen. Antworte auf Fragen anderer Twitter-User oder füge ein “via @username” zu deinem Tweet hinzu, wenn du einen Artikel von diesem User teilst. Der erwähnte Account bekommt eine Benachrichtigung darüber. Durch Interaktion baust du online Beziehungen auf und vergrößerst gleichzeitig deine Reichweite.
Jetzt loslegen!
Wenn du die 7 Punkte Schritt für Schritt umsetzt, wirst du bald deine ersten Follower bekommen. Versprochen. Ich wünsche dir viel Erfolg – und vor allem viel Spaß dabei! Wenn dir die Anleitung gefallen hat, freue ich mich, wenn du sie in den sozialen Netzwerken teilst. 🙂
Dieser Artikel wurde erstmals am 01. November 2017 veröffentlicht und am 26. Februar 2020 aktualisiert.
Für Schritt 6 würde ich das Anlegen von Listen empfehlen, sowohl thematischer als auch “prioritärer” Art. So kann man auch mit wenig täglicher Zeit gut den Überblick behalten.
Das ist ein sehr guter Tipp, Viola! Danke! Ich selbst arbeite noch nicht mit Listen. Aber je mehr Menschen man folgt, desto sinnvoller ist es. Auf jeden Fall ein gutes Stichwort, dass ich es selbst mal ausprobiere. 🙂
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“Plane ca. 10 Minuten täglich für Twitter ein, um selbst auf dem Laufenden zu bleiben und mit anderen Usern zu interagieren. ” So ein Rat führt in meinen Augen dazu, dass noch mehr Tweets Anderer letztlich ungelesen retweetet, geliket etc. werden. Beispielsweise hat mich allein das Lesen dieses Beitrags schon die zehn Minuten gekostet (vom Schreiben des Kommentars hier ganz zu schweigen), was ja völlig normal ist und diesem Beitrag auch nur gerecht wird. Würde ich für alle Tweets des Tages nur so wenig Zeit einräumen, könnte ich eben nur das retweeten, was auf den ersten Blick gut klingt. Finde ich nicht erstrebenswert, und es scahdet im Zweifelsfall meienr Reputation auch.
Liebe Sabina, ich gebe dir Recht. 10 Minuten sind nicht viel und eher das Minimum, das man täglich in Twitter investieren sollte. Aber es ist ein Anfang, insbesondere für diejenigen, die nicht viel mehr Zeit zur Verfügung haben. Ungelesen zu retweeten und zu liken sollte nicht das Ziel sein. Dann lieber nur ein paar wenige Tweets in diesen 10 Minuten lesen und bei Bedarf kommentieren. Die relevanten findet man, wie von Viola vorgeschlagen, wahrscheinlich am besten und schnellsten durch entsprechende Listen.
Viele Grüße, Susanne
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